Ein effektiver Text trifft Kopf und Herz. Argumente aufbauen und auf Studien verweisen sind ebenso die Pfeiler eines starken Textes, wie mit Storytelling und starken Bildern, Emotionen bei Leserinnen und Lesern auszulösen. Doch wie lässt sich der Emo- und Ratio-Faktor messen und der Anteil an Emotionalität oder Sachlichkeit erhöhen? Eine Analyse und Inspiration zum Weiterverarbeiten liefern drei ChatGPT-Prompts, die ich selbst entwickelt habe.

ChatGPT-Prompt «Textanalyse – Fakten vs. Emotionen»

Im ersten Schritt weist du ChatGPT oder ein anderes LLM-Modell an, deinen Text zu analysieren und den Anteil von emotionalen und sachlichen Textbausteinen zu berechnen.

Prompt: und zähle sachliche und emotionale Sätze im folgenden Text. Berechne ihre prozentualen Anteile. ((Hier folgt dein Text))

ChatGPT-Prompt «Sachlichkeit erhöhen»

Emotionen sind lebenswichtig. Ohne sie würden wir Menschen uns nicht bewegen. Wut, Freude und Angst treiben uns aus unserer Komfortzone und in Richtung von Wünschen, Träumen, von denen wir uns mehr Erfüllung oder ein besseres Leben wünschen. Beim Schreiben können jedoch Gefühle – vorwiegend in Verbindung mit harschen Urteilen – dazu führen, dass der Text als polemisch oder du als schreibende Person als unsouverän wahrgenommen wirst. Mehr Sachlichkeit bewahrt dich davon. Eine starke Argumentation und Verweise auf Studien können die Glaubwürdigkeit eines Contentmarketing-Artikels stärken.

Prompt: Steigere die Sachlichkeit im Text. Identifiziere erst emotionale oder wertende Begriffe, die durch neutrale ersetzt werden sollten. Fokussiere auf Wörter, die einen deutlichen Unterschied im Kontext machen. Liste zudem Generalisierungen, unbegründete Annahmen oder logische Fehler auf. Schlage zudem passende Fakten, Zitaten und Studien hinzu, um die Argumentation zu stärken und gib mögliche Quellen an.

ChatGPT-Prompt «Emotionalität erhöhen»

Sie müssen in der Regel Argumente liefern oder Gründe, um Menschen davon zu überzeugen, ein Produkt zu kaufen oder an die Mission von Ihrem Unternehmen zu glauben. Wer zum Beispiel in der Nachhaltigkeitkommunikation ein Netto-Null-Ziel nennt, aber nicht den Weg dorthin, gerät schnell unter Greenwashing-Verdacht.

Gleichzeitig stimmt das Gegenteil. Klimaforschende oder Journalistinnen und Journalisten stossen mit Ihrer Aufklärung und Überzeugungsarbeit schnell an Grenzen, um es in den Worten von John Sternam sagen“Research shows that showing people research does not work. Er bestätigt, was die Verhaltensökonomie bereits bewiesen hat: Der Mensch ist keine rationale Maschine. Darum kann es hilfreich sein, die Emotionalität im Text zu erhöhen. Inspiration liefert folgender Prompt. 

Prompt: «Steigere die Emotionalität im Text. Verwende die folgenden Ansätze:

1. Direkte Fragen: Vorschlag von 3 bis 5 kurzen Fragen (maximal 7 Wörter), die Leser bei ihren Bedürfnissen abholen und zum Nachdenken anregen.

2. Storytelling: Entwickle eine Geschichte, die emotionale Verbindungen schafft: Problem → Hindernisse → Lösung durch Produkt/Dienstleistung. Je ungewöhnlicher das Beispiel, desto besser.

3. Positive Ausdrucksweise: Ersetze negative durch positive Formulierungen. Beispiel: „Erlebe zwei Wochen Dauerstaunen in Costa Rica“ statt „Entfliehe dem grauen Alltag“.

4. Bedürfnisse und Gefühle: Zeige auf, wo Bedürfnisse und zugehörige positive Emotionen benannt werden können. Beispiel: „Mit dem Kauf des Robostaubsaugers gewinnst du nicht nur Ordnung, sondern auch ein Gefühl innerer Zufriedenheit. Halte dich aber nicht immer an diese Textmechanik.“

Wofür kannst du diese ChatGPT-Prompts einsetzen?

Die Prompts können nützlich sein für praktisch alle Texte. Hier einige Beispiele:

  • Pitch-Präsentationen
  • Die Tonalität deines Brands finden
  • Content Marketing-Artikel
  • Beiträge und Kommentare auf LinkedIn
  • Erste emotionale E-Mail-Entwürfe versachlichen
  • A/B-Testings von Newslettern mit einer sachlicheren und einer emotionaleren Variante

Und wie immer gilt: Weiterschleifen ist nötig

Wichtiger Hinweis: Die Prompts schreiben deinen Text nicht um und verwandeln ihn in Gold, sondern liefern Inputs, die du selbst nach dem Prinzip «Use it-Change it-Kill-it» weiterverarbeiten musst, womöglich mit Finetuning-Prompts oder indem du einen Textprofi zur Seite ziehst.

Photo credit: Unsplash, Niklas Linger