Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Im Zuge des Pariser Klimaabkommens und erhöhtem Druck seitens des Staates, disruptiven Start-ups und nicht zuletzt demonstrierenden Schülern und Schülerinnen werden Branchen wie der Energiesektor, die Landwirtschaft oder die Mobilität in den nächsten Jahren umgewälzt. Auch in der Kommunikation wird das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnen. Grosse und kleine Unternehmen quer durch alle Branchen möchten ihre Engagements nach aussen kommunizieren und mit Ideen bei der Öffentlichkeit punkten.
Der Ruf von Siemens ist ramponiert
Allerdings lauern da viele Fallstricke. Auf die harte Tour musste dies Siemens erfahren. Der Konzern erlitt einen mächtigen Reputationsschaden. Vollmundig verkündete der Konzern, dass alle Produktionsstandorte bis 2030 klimaneutral sein werden. Im Januar 2020 folgte das PR-Desaster. Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen nahmen das Unternehmen ins Visier als bekannt wurde, dass Siemens an einer wichtigen Zulieferung für ein Kohlekraftwerk in Australien festhielt. Der CEO versuchte sich aus dem Schlamassel zu befreien, in dem er die Friday for Future-Ikone Luisa Neubauer einen Posten im Aufsichtsrat anbot. Der Vorschlag erwies sich als Boomerang: Neubauer lehnte ab. Doch auch bei viel kleineren Bemühungen gilt es, die Sache drei Mal zu bedenken und im Zweifelsfall nicht durchzuführen.
«Best of Swiss Web»: Gut gemeint, weniger gut darüber nachgedacht
Einen Shitstorm hat «Best of Swiss Web» nicht zu befürchten wegen ihrer Idee, die Gäste zu fragen, ob sie am Award-Sanlass ausschliesslich ein vegetarisches Menü essen möchten oder nicht. Inspiriert wurden die Best of Swiss Web-Veranstalter von den Golden Globe-Organisatoren, die Fleisch und Fisch von der Menükarte strichen am Gala-Dinner. Allerdings wurden bei den Golden Globes die Stars nicht bei der Entscheidung einbezogen. Best of Swiss Web hingegen fragt alle Besucher der Webseite (Umfrage läuft bis heute), ob sie den Veggie-Vorschlag gut finden. Damit will BoSW grundsätzlich etwas Gutes tun, stiehlt sich aber aus der Verantwortung. Stellen Sie sich vor, der Staat würde alle Eltern fragen, ob an Schulen nur noch Veggie-Gerichte erlaubt sind. Bei einem Anteil von 5 Prozent Menschen in der Schweiz, die sich vegetarisch ernähren, dürfte die Antwort klar ausfallen. Und was würde wohl passieren, wenn die SWISS Flugreisende fragen würde, ob sie bereit wären mehr für das Flugticket zu zahlen? Die CO2-Kompensation mag zugenommen haben im letzten Jahr. Aber die Mehrheit schert sich immer noch nicht drum und sorgt dafür, dass die Schweiz bei den Flugmeilen pro Kopf Weltspitze bleibt.
Fazit. Selbst durchziehen oder sein lassen
Schön, hat sich BoSW von den Golden Globes-Organisatoren inspirieren lassen, ihre Gäste bei Entscheidungen, um ihre Meinung zu fragen. Die Menüumfrage von BoSW signalisiert jedoch: Wir sind ein Fähnchen im Wind. Es fehlt eine klare Haltung. Es riecht nach Opportunismus. Ferner ist die Veggie-Idee meiner Meinung nach ein unglücklicher Kompromiss. Ein vegetarisches Menü ist ebenfalls nicht frei von Tierleid und weist eine schlechtere Umweltbilanz auf im Vergleich zu einer veganen, rein pflanzlichen Menüvariante. Vielleicht wäre es ratsamer gewesen.